Zum BDP BDP Baden-Württemberg
Zur Startseite
Aktuelles
Der Verband
Psychologie für alle
Beruf Psychologe
Service / Kontakt
Mitgliedschaft im BDP

Zur Eröffnung die Eurovisionshymne

Der Landestag der Psychologie aus/von Baden-Württemberg am 11. Juli 2020

Regionale Grenzen verschwimmen im Virtuellen, und so freute sich der Landesgruppenvorstand über ein großes Interesse an der virtuellen Premiere ihrer jährlichen Tagung – und Anmeldungen aus allen Teilen der Republik sowie aus Dänemark, Österreich und den Niederlanden.

Als am 11. Juli um 13 Uhr die offizielle Eröffnung begann, waren die Hauptaktiven bereits einige Tage im Einsatz. Wenn der technische Rahmen steht, bietet es sich an, ihn gleich mehrere Tage zu nutzen, und so gab es ab dem 7. Juli neben Einführungsterminen für die genutzten Tools (das Online-Seminar-Tool Edudip und die Collaborations-Plattform Stackfield) weitere Abend-Veranstaltungen, die sich gut in das Thema „Psychologie und Corona: Shutdown und neue Normalität?“ einordnen ließen. Der feste Programmpunkt einer jeden Präsenztagung, die Infoveranstaltung „Willkommen im BDP – für neue und interessierte Mitglieder“, wurde von Birgit Weinmann und Thordis Bethlehem am Donnerstag Abend in das Virtuelle übertragen. Am Freitag Abend luden Ludwig Andrione von der Landesgruppe Bayern und Thordis Bethlehem zum Erfahrungsaustausch über Online-Moderationen und das Planen virtueller Veranstaltungen ein. Anschließend bot sich mit Susanne Spieß die Möglichkeit, mit Hilfe ihrer Benefizaktion „1000 Good vibes für Corona“ mit gestärktem Immunsystem in das Wochenende zu schwingen.

Auf reges Interesse und diskussionsfreudige Gäste stieß der Auftritt des neu gegründeten Präsidiums-Arbeitskreises „Gesellschaftlicher Zusammenhalt: Antworten der Psychologenschaft auf Rassismus, Extremismus, Antisemitismus“. Um 11 Uhr am Samstag referierten Christel Kumbruck und Laszlo Potá, zwei Mitglieder des Arbeitskreises, zu Projekten und Erkenntnissen aus der eigenen Arbeit. Mit diesem Arbeitskreis ergab sich noch einige Stunden später ein längerer Chat.

In der 45minütigen Eröffnung, moderiert von Birgit Weinmann und Thordis Bethlehem, gab es einen kurzen Rückblick auf die Corona-Pandemie und verschiedene Maßnahmen des BDP. Passend dazu berichtete Fredi Lang über die Corona-Hotline des BDP, die zuvor rund 100 Tage mit Hilfe zahlreicher ehrenamtlich tätiger Kolleginnen und Kollegen geschaltet sein konnte.

Der Eröffnung folgten zwei Reihen mit je sieben virtuellen Veranstaltungen, die wie die Eröffnung mit 45 Minuten eher kurz gehalten waren. Schon vor Veranstaltungsbeginn ergab sich ein munteres Treiben auf der Chatplattform, vor allem im Gästebuch und in der Eingangshalle (vom ernst gemeinten „Wie komme ich an eine Teilnahmebestätigung?“ bis hin zum „Wo finde ich den Kaffeeautomat?“). Eine Kollegin freute sich über die komfortable Art der Teilnahme: „… ich finde es äußerst angenehm ohne irgendwo im Stau stehen zu müssen, mich hier einfach online einzuloggen“, später folgte die Info „Bis jetzt läuft es prima, sogar Mittagessen zwischendrin für Familie vorbereitet“.

Die sieben Veranstaltungen, jeweils zweimal angeboten, wiesen eine große Bandbreite an Formaten und Themen auf. So ging es mit Petra Jagow um Krisenbewältigung u. a. anhand von Märchen. Susanne Spieß bot einen Vortrag und eine Fantasie-Reise zum „inneren Virenschutz“ an. Enrico Möglich diskutierte den „Corona-Wahnsinn“ als psychologisches Massenphänomen. Die Berufsordnung als Leitfaden für die Auswahl virtueller Tools für die eigene Arbeit brachte Fredi Lang ins Gespräch. Das Phänomen des Verschwörungsglaubens nahm Pia Lamberty unter die psychologische Lupe. Im Zentrum von Julia Scharnhorsts Beitrag standen die „second victims“ durch die Corona-Pandemie, das klinische Fachpersonal. Konzepte wie Salutogenese oder Resilienz wurden für diese Berufsgruppe diskutiert. Die Fachgruppe Entspannungsverfahren, auch in diesem Jahr wieder mitgestaltend an Bord, hatte Dr. Ute Martens zum Thema „Körperpsychotherapie und funktionelle Entspannung“ eingeladen. Die Steckbriefe der Veranstaltungen stehen nach wie vor auf www.bdp-bw.de zur Verfügung.

Eine emotionale Veranstaltung in größerer Runde bildete den Schlusspunkt des offiziellen Tagungsprogrammes. Die Landesgruppe hatte Pia Lamberty eingeladen, über „Der neue Hass auf Wissenschaftler:innen?“ zu sprechen. Gerade während der Corona-Pandemie war ein gesteigertes Interesse an wissenschaftlichen Erkenntnissen spürbar. Dieses Interesse wird von Fachgesellschaften, Universitäten und Fördermittelgebern begrüßt. Wer sich in die Öffentlichkeit wagt, wird jedoch nicht selten Zielscheibe von Hasskampagnen. Beispiele sind zahlreich vorhanden, auch Pia Lamberty erhält aufgrund ihrer öffentlichen Auftritte Hassnachrichten bis hin zu Morddrohungen. Von Universitäten in der Regel allein gelassen, heißt es nun für die Betroffenen, angesichts von Hate Speech eigene Copingstrategien zu entwickeln. Pia Lamberty gewährte Einblicke in ihren eigenen Umgang mit den Angriffen. Es war sicher nicht das letzte Mal, dass im BDP dieses Thema aufgegriffen wird.

Nach dem anschließenden Qigong-Expertenchat mit Rainer Kurschildgen aus der Fachgruppe Entspannungsverfahren war der erste virtuelle Landestag der Psychologie in Baden-Württemberg Geschichte. Laptop zugeklappt und Schluss. Keine Tische rücken, keine Roll-ups abbauen, kein Material einsammeln und keine Unmengen an Papier entsorgen. Komisch.

Viele neue Erkenntnisse und Eindrücke wurden gesammelt. Auch online ist es möglich, sich für Themen zu begeistern und Kontakte zu knüpfen. Wie unkompliziert stellt es sich dar, Arbeitskreise aus den Tiefen ihrer Telefon- und Videokonferenzen an das Licht der Verbandsöffentlichkeit zu holen und noch mehr Menschen partizipieren zu lassen. Eine Moderation zu zweit ist sinnvoll. Und es lohnt sich, einen vorgefertigten Fahrplan aufgrund der Dynamik in der virtuellen Runde beiseite zu legen und spontan auf die Themen im Chat zu reagieren. Die Premiere der Online-Tagung forderte jede Menge neuer Überlegungen – und es bleibt spannend, welche Regeln, Gewohnheiten und Rituale sich herausbilden. Wie bebildert man z. B. einen Rückblick auf eine Online-Veranstaltung im report psychologie? Wir freuen uns, hier weiter auszuprobieren und mitzugestalten.

Am zweiten Samstag im Juli 2021, dem 10.7., heißt es im BDP-Jubiläumsjahr voraussichtlich „Küche, Couch und Kompetenz – psychologische Expertise statt Alltagsmythen“. Als Treffpunkt ist der seit 2009 bewährte Tagungsort, das SpOrt in Stuttgart, bereits gebucht. Und falls erneut etwas dazwischenkommt: Dann eben wieder online.

Thordis Bethlehem, Vorsitzende der Landesgruppe Baden-Württemberg